Freundschaftsanfrage

Eigentlich ist es ganz einfach. Aber nur eigentlich.

Die rotarische Welt kennt viele Erfolgsgeschichten. Zu den schönsten zählt, wenn ehemalige Mitglieder eines Rotaract Clubs in einen Rotary Club aufgenommen werden. Persönliches Engagement lebt weiter, neue Freundschaften entstehen, an den Berührungspunkten der Generationen zünden ungeahnte Ideen. Ein Glücksfall für das neue Mitglied und den solchermaßen verjüngten Rotary Club.

Manchmal gelingt dieser Übergang fast wie von selbst. Man kennt sich, man schätzt sich. Erwartung und Realität decken sich. Doch dieser Fall ist keineswegs selbstverständlich. Auf jeden geglückten Übergang von Rotaract zu Rotary kommt mindestens eine verpasste Chance. Dunkelziffer unbekannt. Die Ursachen sind manchmal recht banal: Kontakte versanden. Konkurrierende Angebote ziehen die Aufmerksamkeit und die Potenziale des möglichen Anwärters an sich und damit weg von Rotary.

Und dann, seien wir ehrlich, gibt es unausgesprochene Hürden, Linien und Tabus in der Zwischenwelt von Rotaract und Rotary. Auf beiden Seiten herrscht Unsicherheit. Rotaract-Mitglieder, die ihrem Club altershalber oder durch einen Ortswechsel entwachsen, fragen sich: Wie direkt darf ich mein Interesse bekunden, in einen Rotary Club aufgenommen zu werden? Was gilt noch als erwünschte Begeisterung für die rotarische Idee? Was dagegen wird bei Rotary als aufdringlich empfunden und zurückgewiesen? Bleibt am Ende nur ein Stich anstelle einer Nadel?

Spiegelbildlich bewegen sich auch Rotary Clubs auf kommunikativ heiklem Gelände, sobald es um Neuaufnahmen geht. Freundinnen und Freunde nach eigenen, durchaus strengen Kriterien auszuwählen, ist die wohl wichtigste Entscheidung, die eine Clubgemeinschaft treffen kann. Dazu gehört auch, nicht allen Interessenten tatsächlich eine Mitgliedschaft anzubieten. Diese Freiheit wird kein Rotary Club aus der Hand geben. Doch wie trifft der Club dabei den richtigen Ton? Akzeptieren Rotaract-Mitglieder ein reiflich abgewogenes „Nein“? Was wird als arrogant oder gar verletzend empfunden? Vor allem: Wie deutlich soll der Rotary Club sein Interesse an ehemaligen Rotaract-Mitgliedern aussprechen? Ist die Einladung zu zögerlich, bleibt sie ungehört – ist sie zu pauschal und offensiv, weckt sie im Einzelfall vielleicht falsche Erwartungen. Eine Gratwanderung für beide Seiten. Doch wenn sich sowohl interessierte Mitglieder bei Rotaract als auch ganze Rotary Clubs in dieser Beschreibung wiederfinden, dann ist die Brücke schon fast gebaut. Wenn bislang Unausgesprochenes ausgesprochen ist, wenn Angebote und Erwartungen präzise statt diffus formuliert werden, wenn jeder die Interessen des jeweils Anderen respektiert, dann lässt es sich entspannter aufeinander zugehen.

Das ist die Idee dieser Initiative. Ihr Kern ist eine gemeinsame Übereinkunft. Geschäftsleute mögen sich an einen „Letter of Intent“ erinnert fühlen, Völkerrechtler denken vielleicht gar an eine „Charta“. Nennen wir es eine Nummer kleiner ganz einfach „Freundschaftsanfrage“.

Freundschaftsanfrage von Rotary Clubs an Rotaract-Mitglieder

Ins Blaue getippt: Ihrem Rotary Club täten jüngere Mitglieder gut. War auch nicht schwer zu erraten – Sie hätten sonst nicht bis zu dieser Stelle gelesen. Den Blick nun auf ehemalige Mitglieder bei Rotaract zu richten, ist ein logischer Schritt. Und ein guter Schritt. Denn wer bei Rotaract Engagement zeigte, wird in aller Regel auch bei Rotary von Anfang an zu den Aktivposten zählen. Obwohl sich Rotaract als Jugendorganisation und nicht zwangsläufig als Nachwuchsorganisation von Rotary versteht, sind sich die Mitglieder von Rotary und Rotaract naturgemäß sehr nah. Dafür sorgen die gemeinsamen Ziele und Werte, Strukturen und Begriffe beider Organisationen.

Deshalb mag man sich auf den ersten Blick wundern, dass es mit konkreten, persönlichen Verbindungen oft hapert. Woran liegt das? Die wenigsten Rotary Clubs sind Patenclub eines Rotaract Clubs. Dementsprechend lose und unregelmäßig sind die Kontakte zu Rotaract – oder sie bestehen gar nicht erst. Doch selbst in den Verbindungen zwischen Rotary Patenclubs und ihren Rotaract Clubs übertreffen die guten Absichten die gelebte Realität oft merklich. Kein Wunder, das jeweilige Clubleben beider Seiten ist ausfüllend genug.

Zeit, ein Zeichen zu setzen, ein Signal an Rotaract zu senden. Geben Sie als Club in seiner Gesamtheit ein Bekenntnis zur Offenheit gegenüber jüngeren Mitgliedern ab – ohne dabei für Ihren Club elementare Standpunkte aufzugeben.

Vielleicht sind Sie mit den fünf Punkten schon ganz nah dran.

Fünf Punkte, zu denen sich unser Rotary Club bekennt

  1. Unser Rotary Club ist an der Aufnahme jüngerer Mitglieder rund um das 30. Lebensjahr interessiert.
  2. Den Kriterien der einheitlichen Verfassung für Rotary Clubs folgend, sind wir bei der Aufnahme von Mitgliedern an beruflicher Vielfalt und Leistung in einer wichtigen beruflichen oder gesellschaftlichen Position interessiert. Zugleich möchten wir jüngere Mitglieder stärker an ihrem Potenzial messen, solche Positionen aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur in näherer Zukunft zu erreichen.
  3. Wir erkennen den Wert der Erfahrungen, die Rotaract-Mitglieder in Projekten innerhalb der rotarischen Familie sammeln. Daher betrachten wir eine langjährige und engagierte Mitgliedschaft bei Rotaract als Pluspunkt und Zeichen von Führungswillen für potenzielle neue Mitglieder.
  4. Unser Club behält im Blick, inwieweit sein Clubleben an das typische Berufsund Privatleben jüngerer Mitglieder angepasst werden könnte, sodass eine aktive Teilnahme aller Mitglieder am Clubleben möglich ist.
  5. Unser Club schätzt Rotaract als starken und motivierten Partner und Impulsgeber. Wir haben daher Interesse an gemeinsamen Veranstaltungen wie gegenseitigen Vorträgen oder anderen geeigneten Formaten. Gleichzeitig sind wir um eine aktive Kommunikation mit unserem örtlichen Rotaract Club (falls lokal zutreffend) bemüht und lassen ihm daher regelmäßig Informationen und Termine unseres Clubs zukommen.

Wie geht’s weiter?

SCHRITT 1: Prüfen Sie, ob Sie die fünf Punkte unterschreiben können. Wenn ja, tun Sie es bitte aus voller Überzeugung. Ihr „Ja“ wäre viel wert. Ein „Nein“ bleibt ehrenwert und zieht keine murrenden Worte des Governors nach sich. Diese Initiative ist recht neu. Gut möglich, dass Sie also zu den ersten Clubs gehören, die darüber nachdenken. Haben Sie keine Scheu vor der nötigen Portion Pioniergeist.

In welchem Rahmen Sie im Club über die „Freundschaftsanfrage“ entscheiden, wissen Sie am allerbesten: Vorstand, Aufnahmeausschuss, Clubversammlung. Entscheidend ist, dass Ihr Beschluss nicht in Vergessenheit gerät – insbesondere nach einem Ämterwechsel.

SCHRITT 2: Wenn sich Ihr Club zu den fünf Punkten bekennt, lassen Sie es bitte Ihren Distriktgovernor und den Rotaract-Distriktsprecher wissen. Eine Mail an governor (at) rotary1830.org und d1830 (at) rotaract.de genügt. Der Name Ihres Clubs erscheint dann in einer speziellen Rubrik der Distriktwebsite von Rotaract. Dort hinterlegt wird eine Mailadresse Ihrer Wahl. Mitglieder von Rotaract, die sich ihrerseits zur „Freundschaftsanfrage“ bekannt haben, können über diese Mailadresse ihr Interesse an einem Kontakt bekunden. Die Nennung Ihres Clubs können Sie selbstverständlich jederzeit widerrufen.

SCHRITT 3: Falls Sie Ihrerseits auf potenzielle Neumitglieder aus den Reihen Rotaracts zugehen wollen, finden Sie an gleicher Stelle auf der Distriktwebsite von Rotaract die Profile von Interessentinnen und Interessenten. Möchten Sie Kontakt aufnehmen? Die Distriktsprecherin oder der Distriktsprecher werden Ihnen Name und Kontaktdaten gerne nennen. Das jeweilige Einverständnis liegt vor.

Häufig gestellte Fragen von Rotary-Mitgliedern

Freundschaftsanfrage von Rotaract-Mitgliedern an Rotary Clubs

Von Rotaract zu Rotary: Zukunft mit Herkunft

Du bist bei Rotaract. Ob Deine Mitgliedschaft aktuell noch aktiv läuft oder kürzlich endete, ist dabei zweitrangig. Im Herzen bleibt man immer dabei. Du hast bei Rotaract viel gemacht, erlebt, bewegt. Du hast Projekte vorangebracht, die Du alleine nicht hättest stemmen können. Du hast Menschen kennengelernt, die Du ohne Rotaract nie getroffen hättest. Du teilst Erlebnisse, die Dich für immer mit Rotaract verbinden.

Rotary-Mitglieder werden etwas ganz Ähnliches über die Bedeutung ihres Clubs sagen. Dieser Gleichklang verbindet. Er schafft eine gute Basis dafür, dass Du auch bei Rotary genau richtig bist. Der Haken daran: Dir ist das klar – Rotary (noch) nicht unbedingt. Was vielen Rotarierinnen und Rotariern ebenfalls eher selten bekannt ist: Wie nah sich Rotary und Rotaract auch auf der formalen, organisatorischen Ebene sind. Dass erfahrene Rotaract-Mitglieder quasi eine solide Ausbildung in rotarischer Club- und Vorstandsarbeit mitbrächten, ist ein allzu oft übersehenes Potenzial erster Güte.

Die „Freundschaftsanfrage“ soll dieses Bewusstsein wecken – und zugleich mit Deinem klar und offen ausgesprochenen Interesse an einer Zukunft bei Rotary verknüpfen. Dass Du aus Deiner Herkunft keinen Anspruch auf eine Mitgliedschaft ableitest, das dokumentierst Du mit Deinem Bekenntnis zu den fünf Punkten:

Fünf Punkte, zu denen ich mich als Rotaract-Mitglied bekenne

  1. Ich habe Interesse am weiteren Engagement in der rotarischen Familie in Form einer Mitgliedschaft in einem Rotary Club.
  2. Durch meine Mitgliedschaft bei Rotaract habe ich die Werte und Grundlagen Rotarys kennengelernt und möchte diese in meinem Berufs- und Privatleben weiterhin aktiv fördern.
  3. Ich habe mich bei Rotaract als Amtsträger auf Club-, Distrikt- oder Deutschlandebene oder in vergleichbarer Form über einen längeren Zeitraum eingebracht.In einem Rotary Club sehe ich verantwortungsbewusstes Engagement als selbstverständliche Pflicht an.
  4. Ich möchte an Rotary-Meetings genauso aktiv teilnehmen, wie ich auch regelmäßig an Rotaract-Meetings teilgenommen habe.
  5. Aus dieser Erklärung leite ich keinerlei Anspruch auf Mitgliedschaft in einem Rotary Club ab, da ich die Entscheidungsfreiheit der einzelnen Rotary Clubs achte und respektiere.

Wie geht’s weiter?

SCHRITT 1: Überlege, ob Du die fünf Punkte aus Überzeugung unterschreiben kannst. Sei ehrlich. Dein Engagement bei Rotaract sollte sich sehen lassen können. Und eventuelle Heldentaten im Vorstand oder über den Club hinaus sollten sich tatsächlich ereignet haben. Diese Aufrichtigkeit passt zu Dir – und zu Rotary. Sollte es Dir eigentlich nur um die Nadel und weniger um die Sache gehen, lass es sein. Sonst wird am Ende niemand glücklich – weder Du selbst noch Dein künftiger Rotary Club.

SCHRITT 2: Teile Deinem Distriktsprecher mit, dass Du Interesse an einer Mitgliedschaft bei Rotary hast. Mach dabei bitte folgende Angaben: m/w/d, Name, Mail und Telefon, Jahrgang, Ausbildung, Beruf, Wohnort, Arbeitsort, Dauer Deiner Mitgliedschaft bei Rotaract, eventuelle Ämter, mögliche weitere Engagements.

SCHRITT 3: Solange Dein (selbstverständlich anonymisiertes) Profil sichtbar ist, bestehen zwei Chancen der Kontaktaufnahme. Erstens: Ein Rotary Club, der seinen Teil der Freundschaftsanfrage unterschrieben hat, wird auf Dein Profil aufmerksam. An dessen Veröffentlichung ist Deine Zustimmung geknüpft, dass der interessierte Rotary Club Deinen Namen und Deine Kontaktdaten bekommt.

Option zwei: Alle Rotary Clubs im Distrikt 1830, die sich der Freundschaftsanfrage anschließen und damit ihre generelle Offenheit bekunden, sind ebenfalls auf der Rotaract-Distriktwebsite genannt. Dahinter liegt eine Mailadresse, an die Du Dich aus eigener Initiative wenden kannst.

Alles weitere habt dann Ihr in der Hand – Du und Dein vielleicht künftiger Club.

Häufig gestellte Fragen von Rotaract-Mitgliedern